Einen Padel Court bauen: Planung, Fördermaßnahmen und Aktivierung
Im dritten Teil der Interviewreihe mit der padelBOX CONSULTING GmbH beantwortet Geschäftsführer Richard Ströhl sämtliche Fragen rund um den Bau und Betrieb von Padel Courts. Hierbei geht er auf die Mitgliederstrukturen von Tennisvereinen und die Fragen nach Förderprogrammen und Finanzierungsmöglichkeiten ein.
Spotstättenrechner: Warum bietet Padel für Tennisvereine so einen großen Mehrwert?
Ströhl: Die Beantwortung dieser Frage ist vielschichtig. Tennisvereine haben meist ein Problem in der Mitgliederstruktur. Fast überall findet man gut funktionierende Tennisschulen und Angebote, die Kinder ab 4 Jahre in die Vereine ziehen. Die Kids bekommen aber spätestens durch Langtagen in den weiterführenden Schulen zeitliche Engpässe und müssen sich entscheiden, was sie mit ihrer wenigen freien Zeit nun am besten anfangen. Und da ist Tennis als komplizierte Sportart, in die man viel Zeit investieren muss um Erfolgserlebnisse zu haben, oft weit oben in der Streichliste. Also verlassen die 11-14-jährigen den Verein und werden es sehr schwer haben irgendwann wieder den Wiedereinstieg zu finden. In den seltensten Fällen klappt dies.
Heute findet man in den Vereinen viele Kinder bis 11 Jahre. Bei den Ü40-Mannschaften ist die Mitgliederpyramide auch sehr positiv zu sehen. Dazwischen klafft ein Loch. Und genau das kann Padel füllen. Hauptzielgruppe sind die 15-40-jährigen, die ohne viel Zeitaufwand und Vorerfahrungen auf dem Padel Court schon nach kurzer Probephase direkt Ballwechsel und Spielspaß erleben. Viele schnelle Erfolgserlebnisse halten die Sportler beim Padel Tennis und es spricht nichts mehr dagegen auch in den Verein (=Teninsverein) einzutreten und sich per Mitgliedschaft zu binden. Durch die technische Einfachheit von Padel ist es auf einmal ein Leichtes für das langjährige Tennismitglied seine Familie, einen Bekannten oder Arbeitskollegen mit in den Verein zu nehmen und mit Padel eine gemeinsame Aktivität zu haben. Im Tennis ist das nicht vorstellbar.
Tennisvereine besitzen Flächen, die nicht optimal genutzt werden: Entweder werden Tennisplätze nicht mehr benötigt und liegen brach oder eine alte Ballwand erinnert an goldene Zeiten in den 80ern. Diese Flächen können optimal für Padel genutzt werden. Da wir uns dann immer auf Flächen befinden, die für den Sport vorgesehen sind, werden Genehmigungsverfahren einfacher und meist recht unbürokratisch behandelt. Padel ist von seinem Spielaufbau sehr ähnlich zum Tennis, vor allem dem Tennisdoppel. Dieselbe Zählweise, ähnliche Technik und Raumaufteilung. Nicht zuletzt sind das Gründe, weshalb andere Nationen schon gezeigt haben, wie Padel flächendeckend an die Bevölkerung gebracht wird. Padel findet zu einem Großteil in Tennisvereinen statt.
Sportstättenrechner: Was brauchen Tennisvereine, um einen Padel Court zu bauen, bzw. diesen auch zu aktivieren?
Ströhl: Es ist alles vorhanden, was man braucht: Fläche, Infrastruktur, Organisation, racketaffine Menschen, Community, …
Community ist ein gutes Stichwort. Padel schafft es innerhalb kürzester Zeit um die Padel Courts herum eine Community aufzubauen, die jedem Verein gut zu Gesicht steht. Das Clubleben wird durch viele junge moderne Sportler wiederbelebt oder ausgebaut und die Gastronomie profitiert von zusätzlichen Gästen die in der Regel auch gerne nach dem Spielen noch auf ein oder zwei Getränke bleiben. Außerdem lassen sich drumherum sehr gut kleine Events organisieren, so dass durch Kindergeburtstage, Turnierformate oder Teamevents, Gruppen auf die Anlage kommen, die man im Club so normalerweise nicht sieht.
„Es ist alles vorhanden, was man braucht: Fläche, Infrastruktur, Organisation, racketaffine Menschen, Community, …“
Padel ist eine moderne Sportart was die Organisation mit einschließt. Das Nutzen von Online Tools ist quasi Pflicht und wird in vielen Fällen positive Effekte auf Tennis haben. Apps zur Buchung, für die Turnierorganisation oder zum Finden von Mitspielern erhalten so Einzug in die Tennisvereine, die direkt davon profitieren und sich zeitgemäß aufstellen.
Sportstättenrechner: Wie sehen die Fördermaßnahmen für den Bau eines Padel Courts aus? Gibt es welche?
Ströhl: In ganz Deutschland gibt es Fördermaßnahmen rund um Sportstättenprojekte, die wie die Faust aufs Auge für den Bau eines oder mehrerer Padel Courts auf dem Gelände des Vereins passen.
Es geht ja darum, durch den Bau und die Aktivierung von Padel, Mitglieder für den Verein zu gewinnen und so mehr Menschen in den Sportverein zu holen. Selbst wenn die Padel-Spieler nicht Mitglied werden, animiert man doch mehr Menschen dazu, Sport zu treiben und das ist eine Förderung wert. Da diese Fördermöglichkeiten aber von Bundesland zu Bundesland, sogar von Kommune zu Kommune unterschiedlich sind, würden wir in jedem Fall zunächst die Kontaktaufnahme zum zuständigen Sportamt empfehlen.
Ein kurzer Abriss zum geplanten Projekt „Integration von Padel in den Verein“ wird mit Sicherheit beim zuständigen Kreissportbund (o.ä.) Interesse wecken und so erhält man hilfreiche Tipps an welche Stellen man sich mit welchem Inhalt wenden muss, damit man die nächsten Schritte angehen kann. Aktuell gibt es z.B. das Programm „Moderne Sportstätten 2022“ in NRW, das eine Bezuschussung von bis zu 90% für viele verschiedene Modernisierungsmaßnahmen im Verein vorsieht. Knackpunkt an der Sache ist und bleibt die Herausforderung den einen Verantwortlichen im Verein zu identifizieren, der sich der Sache annimmt, Gespräche führt und für Informationsfluss zwischen allen Beteiligten sorgt. Auch hier sehen wir uns, die padelBOX CONSULTING GmbH, als perfekten Partner, um diesen Prozess professionell und zielführend zu begleiten.
Sportstättenrechner: Wie kann ich den Padel Court aktivieren und möglichst viele Menschen dort mit Padel in Kontakt bringen?
Ströhl: Der Schlüssel für die Aktivierung von Padel Courts ist menschlicher Natur. Padel ist noch sehr erklärungsbedürftig, weil es größtenteils Einsteiger gibt, die noch Hilfe bei Regeln, Technik und Taktik brauchen. Außerdem muss man immer zu viert sein und da hilft ein aktiver Padel-Enthusiast unheimlich weiter. Er/Sie wird kleine Events wie After Work Padel, Padeltreff und Schnuppereinheiten anbieten und so entscheidend am Community-Aufbau mitwirken. Vermutlich werden sich schnell Mitglieder finden, die sich an den verschiedenen Maßnahmen beteiligen. In den meisten Fällen wird es aber auch Tennisschulen/-trainer geben, für die Padel eine absolut empfehlenswerte Erweiterung des Geschäftsfeldes darstellt und für die Aktivierungsmaßnahmen gleichzeitig Werbe-Veranstaltungen für Padel-Trainerstunden sind.
Alleine durch die Bewerbung von Padel in Vereins- und Vereinsfreundeskreisen wird es schnell eng auf dem Court, versprochen!
Sportstättenrechner: Was muss ich bei der internen Abstimmung und Vorbereitung im Verein beachten?
Ströhl: Hoffentlich gar nichts, weil sofort alle begeistert sind von der Idee Padel in den Verein zu bringen. Da wir aber in Deutschland sind und auf traditionelle Vereinsstrukturen treffen, die meist aus relativ konservativen Motiven entstanden sind und sich über die Jahrzehnte gefestigt haben, wird es oftmals auf massive Diskussionen hinauslaufen.
Mitglieder sehen sich in ihren vertrauten Kreisen und in ihren üblichen Abläufen gestört, das Vereinsgelände wird für externe und eine neue Sportart geöffnet. Mühsam angesparte/aufgebaute Ressourcen des Vereins sollen auf einmal für eine noch fremde Sportart benutzt werden… Es gibt viele plausible Gründe, weshalb die Idee Padel erstmal auf Widerstand stößt, aber wer die Zeilen weiter oben aufmerksam gelesen hat, wird die meisten Zweifel beseitigen können. Sollten noch Restzweifel übrig bleiben, helfen wir diese aus der Welt zu schaffen.
Sportstättenrechner: Vielen Dank für die spannenden Einblicke und das Interview.