Der folgende Beitrag ist ein Auszug aus dem Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“ des beim Bundesumweltministerium angesiedelten Beirats „Umwelt und Sport“. Das Positionspapier erläutert, wie eine nachhaltige Gestaltung und sportliche Nutzung von Natur und Landschaft aussehen kann und welche Handlungsfelder darüber hinaus für eine nachhaltige Sportausübung zentral sind.
Nachhaltige Sportgroßveranstaltungen
Ausgangslage
Sportgroßveranstaltungen sind einzigartige Ereignisse für Teilnehmer*innen und Zuschauer*innen, aber auch eine Herausforderung für die Idee der Nachhaltigkeit. Das gemeinsame Ziel von Sportveranstaltern, Organisatoren sowie von Bund, Ländern, Kommunen und der Sportwirtschaft muss sein, Sportveranstaltungen so zu planen und durchzuführen, dass sie einer generationenübergreifenden Verantwortung für eine ökonomisch, ökologisch und sozial tragfähige Entwicklung in der Stadt und im ländlichen Raum gerecht werden.
Diese Prämisse gilt in besonderer Weise für Olympische Spiele, Weltmeisterschaften oder andere Ereignisse mit hohen Teilnehmer*innen- oder Zuschauer*innenzahlen, im Grundsatz aber auch für kleinere Veranstaltungen des Leistungs- und Breitensports. Die Idee der Nachhaltigkeit erfordert in allen Bereichen ein Umdenken zugunsten langfristiger Tragfähigkeit und gerechter Verteilung von Lasten, Chancen und Risiken. Sportgroßveranstaltungen können damit zugleich Treiber und Motor für die zukunftsfähige Stadt- und Regionalentwicklung sein und das Leitbild Nachhaltigkeit in die Lebenswirklichkeit von Millionen Fans, Besucher*innen und Aktiven übertragen.
Die Bundesregierung hat sich im Rahmen der 5. Weltkonferenz für Sportminister 2013 mit über 120 weiteren Staaten der UNESCO zur Nachhaltigkeit von Sportgroßveranstaltungen bekannt und alle Interessengruppen aufgerufen sicherzustellen, dass Investitionen in Infrastrukturen und Sportstätten im Einklang mit sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Nachhaltigkeitsanforderungen stehen. Auch das Klimaschutzabkommen von Paris vom Dezember 2015, in dem sich die Vertragsparteien auf das gemeinsame Ziel verständigt haben, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur deutlich unter 2,0° Celsius zu halten, stellt eine Herausforderung für Sportgroßveranstaltungen dar.
Eckpunkte
Ein umfassendes Nachhaltigkeitsverständnis von Sportveranstaltungen basiert auf einer Gesamtschau aller ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte. So kann sichergestellt werden, dass Planung, Organisation und Durchführung vor, während und nach der Veranstaltung ökologisch, sozial und wirtschaftlich tragfähig sind.
Sportveranstalter, Sportverbände und politische Entscheidungsträger finden auf der vom BMU und dem Deutschen Olympischen Sportbund zur Verfügung gestellten Internetplattform für nachhaltige Sportveranstaltungen GREEN CHAMPIONS 2.0 konkrete Unterstützung in deutscher und englischer Sprache mit aktuellen Hinweisen und Tipps.
Sportorganisationen, Veranstalter und Organisationskomitees in Deutschland sind aufgefordert, Nachhaltigkeitsstrategien für Sportveranstaltungen in einem partizipativen Prozess zu entwickeln. Bund, Länder, Kommunen und Sportverbände müssen dies in geeigneter Form unterstützen. Hierbei sind in besonderer Weise von Bedeutung:
- Bereitstellung von Informationen zu bundes- und landesrechtlichen Bestimmungen
- Einhaltung ökologischer, ökonomischer und sozialer Standards
- Impulse für gesellschaftliche und soziale Integration sowie für eine nachhaltige Regional-, Stadt- und Sportentwicklung
- Generierung von Vorbildern im nationalen und internationalen Kontext
- Leichter Zugang zu Sport für alle Menschen, insbesondere für Kinder und Jugendliche
- Management von Zielkonflikten mit Hilfe von Kosten-Nutzen-Bewertungen unter besonderer Berücksichtigung der ökologischen und sozialen Dimension
- Bildung für nachhaltige Entwicklung über konkrete Informations- und Impuls-projekte bei Sportgroßveranstaltungen
Ohne einen entsprechenden Dialogprozess und die umfassende Beteiligung von Öffentlichkeit und Bevölkerung sind nachhaltige Sportgroßveranstaltungen nicht zu meistern. Zielführend für alle Fragen rund um ein Nachhaltigkeitskonzept und eine Nachhaltigkeitsstrategie ist ein fortlaufender, transparenter und dialogorientierter Prozess unter Einbeziehung aller beteiligten und betroffenen Gruppen sowie der Bürgerinnen und Bürger.
Wo immer möglich – und soweit die sportfunktionalen Anforderungen erfüllt werden können – besitzt die Nutzung bereits bestehender und ggfs. modernisierter Sport- und Veranstaltungsstätten oberste Priorität. Bei der Frage, ob eine Wettkampfstätte dauerhaft oder temporär errichtet wird, ist die Nachnutzbarkeit das entscheidende Kriterium. Ist eine spätere Nutzung nicht wirtschaftlich, sollen Anlagen entweder nur temporär konzipiert oder danach für stadtverträgliche, andere Zwecke genutzt werden.
Empfehlungen des Beirats
- Sportorganisationen, Veranstalter und Organisationskomitees sollten Nachhaltigkeitskonzepte einschließlich des Ziels der Klimaneutralität für Sportgroßveranstaltungen entwickeln und umsetzen (Hilfestellung bietet dabei www.green-champions.de).
- Bund und Länder sollten künftig insbesondere Sportgroßveranstaltungen mit vorliegendem Nachhaltigkeitskonzept noch gezielter fördern beispielweise im Rahmen der geplanten Nationalen Strategie für Sportgroßveranstaltungen.
- Kommunen sollten bei ihren Unterstützungsleistungen für Sportveranstaltungen gezielter auf Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten achten.
- Die Bundesregierung kann durch geeignete Maßnahmen, wie Managementsysteme, Wettbewerbe, Modellvorhaben oder wissenschaftliche Studien sowie durch Erweiterung ihrer Förderansätze um Nachhaltigkeitskriterien, auf eine systematische Weiterentwicklung nachhaltiger Sportveranstaltungen auf Bundesebene hinwirken.
- Der DOSB und seine Spitzenverbände sollten sich innerhalb ihrer Strukturen, aber auch gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee und internationalen Sportverbänden, für Nachhaltigkeit als wichtiges Vergabekriterium von Sportveranstaltungen stark machen und auf eine höhere Verbindlichkeit des Nachhaltigkeitsleitbildes hinwirken.
Das komplette Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“ steht als kostenfreier Download auf den Seiten des Bundesumweltministeriums zur Verfügung: