Nachhaltige Sportanlagen – Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“

Nachhaltige Sportanlagen – Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“

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Der folgende Beitrag ist ein Auszug aus dem Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“ des beim Bundesumweltministerium angesiedelten Beirats „Umwelt und Sport“. Das Positionspapier erläutert, wie eine nachhaltige Gestaltung und sportliche Nutzung von Natur und Landschaft aussehen kann und welche Handlungsfelder darüber hinaus für eine nachhaltige Sportausübung zentral sind.

Nachhaltige Sportanlagen

Ausgangslage

Sportanlagen sind offene und überdachte Anlagen für zahlreiche Disziplinen sowohl im Schul- und Vereinssport als auch für den Profisport. Sie sind mehrheitlich in kommunaler Trägerschaft, zunehmend übernehmen auch Vereine Verantwortung für Sportstätten.

Nachhaltigkeitskriterien in Form von gleichzeitiger Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten spielen eine zunehmende Rolle bei Planung, Bau, Betrieb sowie Sanierung von Sportanlagen. Hier stehen vor allem ein effizienter Einsatz von Ressourcen wie z.B. Energie, Wasser, Baustoffen und Raum sowie finanzielle Mittel im Fokus. Dem Thema Klimaschutz kommt hier eine besondere Bedeutung zu.

Sport ist ein Multiplikator. Daher muss das Handlungs- und Politikfeld Sport in den Nachhaltigkeitsstrategien sowie im Klimaschutz auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene noch gezielter als bisher einbezogen werden. Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung weist konsequenterweise direkte und indirekte Bezüge zum Sport aus. Im November 2016 hat das Bundeskabinett zudem den Klimaschutzplan 2050 beschlossen. Es ist das erste Regierungsdokument, das den Weg in ein weitgehend treibhausgasneutrales Deutschland im Jahr 2050 aufzeigt. Der Plan enthält Klimaziele für einzelne Wirtschaftszweige und gibt so eine konkrete Orientierung für strategische Entscheidungen in den nächsten Jahren – auch für den Sport.

Klimaschutz und Energiewende sind zentrale Aufgaben von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Auch der Sport muss daher den von ihm verursachten CO2-Ausstoß senken. An Möglichkeiten, Ressourcen einzusparen, Energie effizienter zu nutzen und erneuerbare Energien einzusetzen, fehlt es nicht. Ein wirksamer Hebel ist beispielsweise die energetische Sanierung vorhandener Sportanlagen und deren energieeffiziente Gestaltung. Ein wesentlicher Faktor dabei ist beispielsweise die zur Errichtung der Anlagen benötigten Baumaterialien, bzw. deren CO2-Fußabdruck.

Gleichzeitig ist der Sport selbst von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und muss sich langfristig auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen. Klimaschutz im Sport führt also zu Win-Win-Szenarien: Er schützt Umwelt, Natur und Klima, und er hilft zugleich Organisationen, ihre Sportart nachhaltiger und zukunftsorientierter auszurichten und damit langfristig zu sichern.

Deutschland ist im Grundsatz mit Sportanlagen gut versorgt. Ein nennenswerter Ausbau von Sporthallen und Freianlagen ist nicht zu erwarten, in wachsenden Städten und Regionen allerdings notwendig. Zugleich wird es Veränderungen und Erweiterungen durch Sanierung, Modernisierung und Ersatzbauten geben. Der Sanierungsbedarf von Sportstätten in Deutschland beträgt schätzungsweise rund 31 Mrd. Euro. In besonderer Weise sind Sporthallen und Bäder vom Investitionsstau betroffen (DOSB, 2018). Daher besteht u.a. die Notwendigkeit, Sportanlagen ökologisch aufzuwerten – durch verbesserte Ressourceneffizienz, Nutzung regenerativer Energien, durch Senkung des Anteils versiegelter Flächen und die Begrünung von Dach- und Fassadenflächen. Dabei haben der Bestandserhalt und damit die Modernisierung und Sanierung bestehender Sportanlagen auch aus Sicht des Klimaschutzes klaren Vorrang vor dem Neubau.

Kunstrasenplatz Finanzierung: Wenn ein Kunstrasenplatz neu gebaut wird oder saniert werden soll, stellt sich die Frage nach der Förderung und der Finanzierung des Kunstrasenplatzes. Fördermittel können über die Landessportbünde beantragt werden - daneben bieten sich Crowdfunding-Kampagenen in Kombination mit einer Spendensoftware für den Parzellenkauf eines virtuellen Kunstrasenspielfelds an.

Eckpunkte

In Deutschland gibt es weit über 230.000 Sportanlagen, von denen der überwiegende Teil sanierungsbedürftig ist und einen entsprechend hohen Energie- und Ressourcenverbrauch aufweist. Der Beirat „Umwelt und Sport“ geht von einem Sanierungs- und Modernisierungsstau in zweistelliger Milliardenhöhe aus.

Hier eröffnen sich große Potenziale für wirksame energetische Sanierung und Modernisierung und damit für bedeutsame Klimaschutzbeiträge. Wichtige Sanierungsbereiche sind Heizung, Dämmung der Gebäudehüllen, Austausch von Fenstern, Beleuchtung und Lüftung. Zudem spielt Energiecontrolling/-management eine wichtige Rolle, um unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden und den Ressourceneinsatz effizient zu steuern. Neben der energetischen Sanierung und der Energieeffizienz der technischen Ausstattung spielt der nachhaltige Betrieb der Anlagen eine zentrale Rolle. Mit Blick auf die Rolle des Sports als Impulsgeber für eine nachhaltige Entwicklung geht ein umweltfreundliches Nutzungsverhalten einher mit der Information über und der Sensibilisierung für den Klimaschutz. Ebenso gehören hierzu die Beratung und Weiterbildung der Facility Manager.

Mehr Energieeffizienz beginnt bei der einzelnen Sportanlage. Moderne Technik macht es möglich, dass sich Anlagen vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger wandeln – beispielsweise, wenn sie als Plus-Energie-Gebäude errichtet oder nach einer Sanierung als Plus-Energie-Gebäude betrieben werden. Die energetische Sanierung ist daher ein bedeutsamer Bestandteil einer umfassenden Modernisierung, die auch eine sozial gerechte Verteilung der Kosten umfasst.

Der Um- und Neubau von Sportanlagen braucht klare Abstimmungen in Bezug auf den Klimaschutz, integrierte wie sportorientierte Konzepte im Sinne einer Gesamteffizienz und gegebenenfalls zusätzliche Formen der Finanzierung.

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Empfehlungen des Beirats

  • Errichtung, Betrieb und Sanierung sowie Modernisierung von Sportanlagen sollten sich am Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050 orientieren. Mit Blick auf das Jahr 2030 sollten Null-Energie- oder Plus-Energie- Gebäude bei ambitionierten und nachhaltigen Bauvorhaben im Sport zum Standard gehören.
  • Bei der Förderung der Nachhaltigkeit im Bauwesen durch die Bundesregierung sollten Sportstätten umfassender berücksichtigt werden.
  • Öffentliche Förder- und Kreditlinien sollten hierfür weiterentwickelt, optimiert, übergreifend kommuniziert und verstetigt werden. Dabei ist auch auf eine vereinsfreundliche Ausgestaltung und Entbürokratisierung zu achten.
  • Eigentümer und Betreiber von Sportanlagen sind in die öffentlichen Klimaschutz-, Informations- und Förderstrategien zu integrieren.
  • Bund, Länder und Kommunen sollten ihre Förderpolitik und Förderpraxis stärker an die Ziele von Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz anpassen. Bei öffentlichen Sportinfrastrukturmaßnahmen und finanziellen Förderprogrammen für vereinseigene und öffentliche Sportstätten ist daher Nachhaltigkeit als verbindlicher Standard festzulegen. Dafür müssen spezifische, national gültige Leitlinien und Zielwerte im Sportstättenbau definiert werden.
  • Sanierung und Modernisierung haben klaren Vorrang vor Neubau.
  • Bei der Sanierung und Modernisierung erfolgt eine auf den „Immobilientyp Sportstätte“ ausgerichtete, fachliche Beratung z.B. durch Landesportbünde und Spitzenverbände. Diese Ansätze sind weiterzuentwickeln, flächendeckend anzubieten und sollten auch von kommunalen Betreibern genutzt werden.
  • Bei der Sanierung und dem Neubau von Sportstätten sollten im Sinne der Nachhaltigkeit Lebenszyklusbetrachtungen durchgeführt werden.
  • Die herstellende und verarbeitende Industrie von Komponenten für Kunststoffprodukte im Sport sollte eine nachhaltige Kunststoffwertschöpfungskette gewährleisten.
  • Die Entwicklungstätigkeiten hinsichtlich des fachgerechten Recyclings von Kunststoffsportflächen und die Schaffung flächendeckender Recyclingkapazitäten müssen von der Industrie intensiviert werden.

Das komplette Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“ steht als kostenfreier Download auf den Seiten des Bundesumweltministeriums zur Verfügung:

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