Ein Interview mit Veith Kilberth vom Planungsbüro Landskate
Die Zahl der öffentlichen Skateparks, die saniert und neu gebaut werden, steigt auch in Deutschland rasant an. Laut der IAKS (International Association for Sports and Leisure Facilities) haben sich „Skate- und Bike-Parks zu einem globalen Trend entwickelt“. Die Tatsache, dass Skateboarding kommendes Jahr als offizielle Disziplin bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio ausgetragen wird, bringt die jugendliche Bewegungskultur mehr denn je in ein Spannungsfeld zwischen Subkultur und Versportlichung.
Es stellt sich die Frage, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf den Bedarf nach und die Planung von öffentlichen Skateparks haben wird? Wir haben mit Veith Kilbert vom Planungsbüro Landskate gesprochen.
Herr Kilberth, was ist die größte Herausforderung einer Skatepark-Planung?
Alle Beteiligten gleichermaßen zufrieden zu stellen.
Was macht gute Planung aus, was sind die Erfolgsfaktoren für einen Skatepark?
Die Erfolgsfaktoren von Skateparks lassen sich in zwei Aspekte zusammenfassen:
- Eine möglichst positive Resonanz seitens der Nutzer*innen und
- die langzeitliche Stabilität der Attraktivität und Aktualität der Anlage.
Moderne Ortbeton-Skateparks werden meistens mit einer Perspektive von 20 Jahren geplant, d.h. es geht nicht nur darum, dass der Park kurzfristig super angenommen wird, sondern eine Planung muss immer auch langfristig gedacht werden. In Anbetracht der Dynamik jugendlicher Bewegungspraktiken wie Skateboarding, BMX usw. führt das zu Problemen der langzeitlichen Attraktivität des Designs und der Elemente.
Welche Auswirkung wird die Olympia-Teilnahme von Skateboarding auf die Planung von Skateparks haben? Werden noch mehr Skateparks entstehen?
Ja, das wäre denkbar. Beispielsweise würde es den größten Outdoor-Skatepark Deutschlands in Düsseldorf-Eller ohne den Olympia-Aspekt vermutlich nicht geben.
Man darf jedoch nicht vergessen, dass es auch ohne Olympia die letzten 10 Jahre über so etwas wie einen Skatepark-Boom gibt. Aber es gilt zu bedenken: Der relative Anteil der Skater und Skaterinnen, die Skateboarding als Wettkampf-Sport betreiben, ist winzig klein. Solange es keine infrastrukturelle Förderung vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) für Skateboarding gibt, und solange das Skatepark-Design in öffentlichen Bürgerbeteiligungen partizipativ geplant wird, ist es sehr unwahrscheinlich, dass in der sozialen Verhandlung des Designs olympische Terrains in ‚Reinform’ entstehen werden. Interessanterweise wird es vermutlich so sein, dass es durch Olympia mehr Skateparks geben wird, aber dass es mehr Skateparks durch Olympia gibt, muss nicht bedeuten, dass es mehr Olympia-Skateparks geben wird (lacht).
Eignen sich die Parcours der olympischen Skateboard-Disziplinen ‚Park‘ und ‚Street‘ für öffentliche Skateparks?
Das muss man differenziert betrachten. Zunächst müssen die lokalen Bedürfnisse und das existierende Skatepark-Angebot in den Blick genommen werden. Genauso wie für ein Skatepark-Terrain sämtliche Elemente aufeinander abgestimmt sein müssen, gilt dieses Prinzip auch für die kommunale Planung von Räumen für urbane Bewegungspraktiken, in der das Gesamtangebot aufeinander abgestimmt sein sollte. Wenn die olympischen Skate-Terrains ‚Park‘ und / oder ‚Street’ in die lokale Situation passen, wäre es gut denkbar.
Allerdings würden wir dringend empfehlen, das Street-Terrain strukturell zu modifizieren. Ich kann das kurz an einem Beispiel erklären, da wir derzeit im Rahmen eines öffentlichen Skatepark-Projekts olympia-taugliche Terrains geplant haben. Genauer gesagt handelt es sich um den größten öffentlichen Indoor-Skatepark in Deutschland für den speziell ein mehrstöckiges Gebäude geplant wurde. Gemeinsam mit der Beteiligungsgruppe haben wir die lineare Struktur und Anordnung der Elemente des Street-Terrains in eine multi-direktionale Struktur verändert und vielfältiger mit zusätzlichen Optionen geplant. Der Grund ist, dass ein Terrain, das eine erhöhte Anzahl an Fahrwegen zulässt, kreativer und vielfältiger genutzt werden kann. Das ist dem Aspekt von Kreativität und langfristiger Attraktivität für die Nutzer sehr zuträglich. Für das Park-Terrain haben wir lediglich zusätzlich eine Miniramp geplant, damit die Einstiegsbarriere in das Skaten von ‚Bowl‘ bzw. ‚Transition‘ möglichst niedrig ist.
Welche neuen Erkenntnisse erhoffen Sie sich durch ihr Forschungs-Projekt?
In Deutschland investieren Städte und Gemeinden jährlich mehrere Millionen Euro in Skatepark-Projekte, die wie gesagt zum Großteil mit einer Lebensdauer von 20 Jahren geplant sind. Trotz der zunehmenden Bedeutung von Skateparks, der Vielzahl an Erscheinungsformen, jetzt sogar der Etablierung von Skateboarding als olympische Sportart und des vielfältigen Nutzens für Jugendliche, liegen lediglich Informationen zur Sicherheit, technisch-funktionalen Aspekten sowie der Instandhaltung vor. Es gibt also keine Anhaltspunkte zur Kreativ-Gestaltung von Skateparks.
Genau hier setzt meine Arbeit an. Ich erhoffe mir, durch meine sportsoziologische Forschung innerhalb der Skateboard-Kultur auf einer Meta-Ebene Muster und Charakteristiken der historischen Skateboard-Terrainentwicklung zu entdecken, die sich für die strategische Planung in Form von Gestaltungsprinzipien von Skateparks anwenden lassen. Diese Gestaltungsprinzipien sollen zu einer hohen Resonanz der Nutzer und einer langfristigen Attraktivität des Designs führen.
Wer sich näher dafür interessiert, dem bzw. der möchte ich gerne den Hinweis geben, dass ich am Freitag, den 08.11.2019 um 10:30 Uhr auf dem IAKS Congress meine Forschungsergebnisse präsentiere.
Vielen Dank für das Interview.
Weitere Informationen: www.lndskt.de | kilberth@lndskt.de
Info zur Person
Veith Kilberth ist ehemaliger professioneller Skateboarder und Mitinhaber des Kölner Skatepark Planungsbüros Landskate GmbH. Derzeit promoviert er berufsbegleitend mit dem Ziel, sportsoziologische Erkenntnisse für die Planung von Skateparks fruchtbar zu machen.